Dark Souls III im Test

FromSoftware hat sich innerhalb der letzten Jahre zu einem der japanischen Top-Entwickler im RPG-Genre entwickelt und das alles Dank des Überraschungshits „Demon’s Souls“. Wirklich festigen konnte man diesen Ruf allerdings erst mit dem (quasi) Nachfolger „Dark Souls“ aus dem Jahre 2011. Jetzt, fünf Jahre später, ist aus dem einst nischigen Thema „Souls“ eine der berüchtigsten Spiele-Serien überhaupt geworden, mit dem Potenzial noch viel größer zu werden. Doch wie heißt es immer: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“. Genau das hat sich wohl auch Chef-Entwickler Hidetaka Miyazaki gedacht, der nun mit dem Release von Dark Souls III gleichzeitig das Ende der Serie verkündet. Wir haben uns das neueste Werk von FromSoftware deshalb umso genauer angesehen und können euch nun im Test verraten, wieso der dritte Teil ein würdiger Abschluss für eine grandiose Reihe darstellt.

Ein neu entflammter Krieger

Wie schon seine Vorgänger, fackelt Dark Souls III nicht lange und wirft euch nach einem kryptischen Intro-Video direkt in die Spielwelt. Zuvor dürft ihr euch natürlich noch im üppigen Charakter-Editor austoben und eure Ausgangsklasse bestimmen. Wer das klassische Dark Souls-Erlebnis haben möchte, greift hier zum Cover-zierenden Ritter, welcher sich auch besonders für Neueinsteiger eignet. Als Magier hingegen werdet ihr es dieses Mal deutlich schwerer haben, da sich einige der späteren Gegner mit dieser Spielweise als sehr zähe Zeitgenossen herausstellen werden. 

Ohne große Erklärungen seid ihr nun also in der Spielwelt und lernt durch ein kurzes, aber sehr clever gelöstes Tutorial, die Grundlagen der Steuerung. Veteranen der Souls-Serie finden sich hier schnell wieder zurecht, aber wie sieht es mit kompletten Neulingen aus? Kann man auch mit dem dritten Teil in die Reihe einsteigen? Die Antwort ist ein klares „Ja“. Die Lore von Dark Souls ist zwar groß und komplex, aber gleichzeitig ist sie nicht notwendig um das Spiel zu genießen. Im Grunde kann man das Ziel des Spiels auf das stumpfe Auffinden und Erledigen der Bossgegner, den sogenannten „Aschefürsten“, runterbrechen, ohne dieses hinterfragen zu müssen. Die Story, die einem auch dieses Mal wieder nicht aufgezwungen wird, ist allerdings ein toller und schauriger Bonus für alle, die sich näher mit der Welt und ihren Charakteren auseinandersetzen wollen. Sie strotzt nur so vor Geheimnissen und verzwickten Zusammenhängen. Besonders Kenner von Dark Souls 1 werden sich hier sehr wohl fühlen und im Laufe des Spiels mehr als einen „Aha-Moment“ erleben.

Einsteigerfreundlicher denn je?

Viel und oft wird der Schwierigkeitsgrad und der sperrige Einstieg der Souls-Reihe als eine der großen Hürden aufgeführt. So viel sei schon mal gesagt, am knackigen Schwierigkeitsgrad hat sich nichts geändert, dafür aber in der Art und Weise wie der Spieler an die Mechaniken herangeführt wird. Dark Souls III ist immer noch weit davon entfernt, dem Spieler das Händchen zu halten, bietet aber eine angenehmere Lernkurve als seine Vorgänger und einige Komfortfunktionen, die einem das Abenteuer erleichtern. So kann man nun z.B. von jedem entzündeten Lagerfeuer, zu jedem anderen Lagerfeuer im Spiel schnellreisen, ohne in einer Hub-Welt o.Ä. zwischenstoppen zu müssen. Auch Waffen können sich zwar weiterhin abnutzen und zu Bruch gehen, aber in der Praxis wird der Gang zum Schmied deswegen nie nötig, da sich die Waffen an jedem Lagerfeuer von selbst reparieren. Durch diese und weitere Funktionen wird Dark Souls III zu dem wohl bisher „einsteigerfreundlichsten“ Teil der Reihe, ohne dabei aber die erwartete Härte zu verlieren. 

Gnadenlose Kämpfe

Im Mittelpunkt steht wie eh und je das Kämpfen. Und wer einen der Vorgänger gespielt hat, wird sich auch hier wieder relativ schnell zurecht finden. Insgesamt wurde an der Geschwindigkeit der Kämpfe etwas geschraubt wodurch diese nun noch dynamischer sind. Der Einfluss von From Softwares letztem Titel Bloodborne ist hier eindeutig zu spüren, aber dennoch bleibt Teil 3 generell den bekannten Dark Souls-Mechaniken treu, was vor allem an dem so gut wie unverzichtbaren Schild liegt, ohne das ihr aufgeschmissen seid. Die Kämpfe an sich sind serientypisch, dank des extrem guten Trefferfeedbacks, mehr als herausragend und bieten trotz der einfachen Handhabung, eine taktische Tiefe, wie man sie sonst kaum irgendwo sieht. Jeder Schlag ist bedeutend und muss wohlüberlegt sein, denn wer unaufmerksam ist, wird hier gerne auch von einfachen Mobs umgehauen.

Verschiedene Spielweisen

Auch die Waffenvielfalt orientiert sich wieder an den Vorgängern: Von kurzen Dolchen, über lange Masamunen, riesige Zweihänder, diverse Bögen und Armbrüste, bis hin zu den verschiedensten Zauberstäben und vielen skurrilen Waffen, ist alles dabei. Die Auswahl ist riesig und im Laufe des Spiels findet man konstant neuen Nachschub, sodass man irgendwann seine persönliche Lieblingswaffe gefunden hat und mittels spezieller Items aufwerten kann. Ein Kritikpunkt ist allerdings, das wie bereits oben erwähnte Balancing der einzelnen Klassen, allen voran der Magier, welcher es im späteren Spiel massiv schwerer hat als alle anderen.

Serientypisch erhaltet ihr Seelen durch besiegte Gegner, welche ihr im Feuerschrein, quasi eurer Hub-Welt, gegen neue Items, Waffen oder Skillpunkte eintauschen könnt. Letztere bieten euch jede Menge Freiheit zur individuellen Charakterentwicklung und bestimmen unter anderem wie stark, wendig oder magieresistent eure Figur ist, aber auch wie viel bzw. welche Waffen sie tragen kann. Energie-und Manatränke müsst ihr euch übrigens nicht selber kaufen, sondern werden beim Rasten an einem Lagerfeuer automatisch wieder aufgestockt. Die maximale Anzahl könnt ihr allerdings erhöhen, indem ihr bestimmte Items in der Spielwelt findet. Wer stirbt, erwacht am letzten Lagerfeuer, verliert alle seine bisher gesammelten Seelen und hat die einmalige Chance sie am Todesort wieder einzusammeln. Auch diese Formel hat sich nicht geändert, und führt ein aufs andere Mal zu nervenzerreißenden Begegnungen.

Fantastisch und grausam: die Gegner des Spiels!

Die Monster in Dark Souls III sind abscheulich genial und reichen von Rittern in Rüstungen, über riesige Krabben, bis hin zu wolfsähnlichen Magiern. Sie sind nicht nur unglaublich abwechslungsreich in ihrem Aussehen, sondern überraschen auch stets mit ihrer Platzierung und eigenen Verhaltensmustern, die es zunächst zu lernen gilt. Neben den normalen Gegnern, die nach jedem Tod erneut erscheinen, gibt es dieses Mal auch besonders starke Kreaturen, die einfach so in der Spielwelt herumlaufen, und nach einmaligen Besiegen auch nicht mehr auftauchen. Diese quasi Minibosse sind erkennbar durch ihre leuchtenden Augen und hätten auch so als normale Bossgegner in den anderen Teilen auftauchen können. Sie sind äußerst gefährlich und stellen in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für jedes Level dar, nicht zuletzt aufgrund der vielen Überraschungsmomente.  

Bossgegner mit Köpfchen

Wo wir es gerade von Bossen haben: Die Highlights sind auch dieses Mal die Kämpfe gegen die zunächst unbesiegbar scheinenden Gegner. Über 20 sind es an der Zahl und jeder davon verlangt von euch andere Fähigkeiten und Taktiken ab. Die Qualität dieser ist dabei zwar nicht durchgehend auf absoluten Top-Niveau, aber der Großteil ist es und die wenigen die es nicht sind, stellen sich trotzdem noch als spaßige Kämpfe heraus. Inszenatorisch wird hier ein Feuerwerk nach dem anderen abgeliefert, ob es nun ein riesiger Baum ist, der auf einmal zum Leben erwacht oder eine sich ständig klonende skurrile Hexe, die einem mit Zaubersprüchen bombardiert. Und während das Spiel ansonsten nur spärlich mit Musik unterlegt ist, kommt bei den Bossen der großartige und epochale Soundtrack zum Einsatz, der den Kämpfen zusätzlich die nötige Dramatik verleiht.

Eine Welt in der man (nicht) sterben möchte

Mit den größten Pluspunkt überhaupt, stellt die trostlose und mit Horror-Anleihen versehene Atmosphäre dar, welche sich durch sämtliche Bereiche des Spiels trägt. Ob nun die kryptischen Botschaften der wenigen NPCs, welche wiederum zu völlig eigenständigen Nebenquests führen, die einem weder aufgezwungen noch angezeigt werden, oder aber das angsteinflößende Gegnerdesign. Vor allem aber die Welt an sich, welche den Anschein eines seit lange verlassenen und halbzerstörten Landes macht, welches nur noch von fiesen Geistern und Monstern heimgesucht wird.

Leveldesign wie früher

FromSoftware ist spätestens seit Dark Souls 1 bekannt für ihr cleveres und in sich geschlossenes Leveldesign, welches zuletzt mit Bloodborne erneut seine Stärke bewiesen hat. Dark Souls 2 enttäuschte hier viele mit dem sehr abgehackten und nicht schlüssigen Weltenaufbau. Wie sieht es nun mit dem dritten Teil aus? Die Welt in Dark Souls 3 ist weitestgehend wieder zusammenhängend und kann so fast durchgehend per Fuß bereist werden. Die Übergänge der verschiedenen Areale sind fließend und wirken thematisch meist stimmig, ob eine verschneite Festung oder ein düsterer Sumpf. Der Eintritt in ein neues Level wird stets mit einem fantastischen Ausblick belohnt und ohnehin ist die Architektur der Gebäude, mit Kathedralen, Burgen und Co. wieder sehr eindrucksvoll.

Auch gibt es wieder überraschende Abkürzungen, die einem das Reisen deutlich erleichtern. Trotz allem reicht das Leveldesign nicht an die Qualität von Dark Souls 1 oder Bloodborne heran, was vor allem am generell eher schlauchartigen Aufbau der Welt liegt, bei dem großartige „Wow-Momente“ durch clevere Abkürzungen eher ausbleiben. Diese „Wow-Momente“ gibt es dieses Mal stattdessen mehr durch die bereits angesprochenen tollen Panoramen und durch überraschende Ereignisse innerhalb der Level – ohne hierbei zu viel vorwegzunehmen. Was aber geblieben ist, ist der unglaubliche Drang zum Erkunden der Welt, welche Geheimnisse hinter dieser und jener Ecke liegen und welche Geheimpfade zu welchen neuen aufregenden Orten führen.

Zu schwer? Hol dir einen Partner hinzu!

Wem die Bosse zu schwer sind, oder wer auch einfach gerne mal zu zweit durch die trostlose Welt ziehen möchte, kann auch dieses Mal mit bestehender Internetverbindung und einem bestimmten Item, einen anderen Spieler herbeibeschwören. Gleichzeitig können auch feindliche Spieler in eure Welt eindringen und euch zum Kampf herausfordern. Sowohl die Verbindung zum Co-op, als auch PvP haben während des Testens zügig geklappt und nur die Bildrate hat sich an manchen Stellen als Problem herausgestellt. Wie immer könnt ihr auch dieses Mal Botschaften von anderen Spielern lesen bzw. selbt welche erstellen und in der Welt verteilen.

Technisch nicht ganz sauber?

Designtechnisch ist Dark Souls III aufgrund der angesprochenen Punkte ein herausagendes Spiel und eine wahre Freude für alle Fans von düsteren und abgefahrenen Welten. Leider gibt es grafisch keine Steigerung zum letztjährigen Bloodborne, welches oftmals sogar noch ein ganzes Stück besser aussieht und auch die Bildrate bricht, besonders im ungepatchten Zustand, in einigen Gebieten deutlich ein. Auch Clipping, sprich durch Wände schlagende Gegner, können ab und zu stören, trüben aber letztlich nicht den tollen Gesamteindruck. 

FAZIT

Dark Souls III reiht sich zusammen mit seinen Vorgängern als eines der besten Action-Rollenspiele überhaupt ein. Die fordernden Kämpfe gehören weiterhin zur Speerspitze des Genres und Dank der Erhöhung des Tempos, sind sie nun noch actionreicher und nervenaufreibender. Besonders die über 20 Bosse wissen einen mit ihren unterschiedlichen Kniffen auch nach mehr als drei Teilen immer noch zu überraschen und sind inszenatorisch auf aller höchstem Niveau designt. Wer sich zudem mit der Lore der Reihe auseinandersetzt, bekommt hier einen tollen Abschluss serviert. Aber auch wem bisher der Einstieg in die Vorgänger zu sperrig war, sollte sein Glück auf jeden Fall mit Dark Souls III noch einmal versuchen. Viele Komfort-Funktionen erleichtern dieses mal den Zugang, ohne dabei den generellen Schwierigkeitsgrad zu senken. Das Kreaturen- und Leveldesign ist zudem mal wieder herausragend und FromSoftware schafft es erneut eine Welt zu kreieren, die man bis in die letzte Ecke erkunden möchte. Die wenigen Kritikpunkte beschränken sich beinahe ausschließlich auf die technische Seite des Spiels und sind daher kaum der Rede Wert. Mit 40-50 Stunden für einen Durchlauf, und zahlreichen zu entdeckenden Geheimnissen sowie mehreren New Game+ Optionen, bietet das Rollenspiel jedenfalls ein mehr als anständiges Paket.

Ob mit Dark Souls III die Reihe nun wirklich zu Ende ist, bleibt abzuwarten. Wenn es nach mir ginge, könnte FromSoftware weiterhin im Jahrestakt neue Souls-Teile raushauen, solange die Qualität auf diesem Niveau bleibt. Ich bin aber auch sehr gespannt, was die japanische Spiele-Schmiede, mit der gesammelten Erfahrung der letzten Jahre, komplett neues anstellen kann. Bis dahin wird uns allerdings sicher erst einmal der kommende DLC bei Laune halten.