Zum 25. Jubiläums der erfolgreichsten Anime- und Mangareihe der Welt, hat es sich Bandai Namco nicht nehmen lassen, auch eine brandneue Spieleversoftung anzukündigen. Mit One Piece: Odyssey möchte man sich allerdings von den zahlreichen bisherigen One Piece Games abheben, denn tatsächlich handelt es sich dieses Mal nicht um ein Prügelspiel oder Action-Game, sondern um ein rundenbasiertes J-RPG. Zu Besuch bei Bandai Namco, konnte ich auf der diesjährigen gamescom eine erste Demo zum neuesten Werk von Entwickler ILCA, Inc. anspielen.
Ähnlich wie schon One Piece: Unlimited Cruise oder World Seeker, erzählt auch Odyssey eine komplett neue Geschichte und hangelt sich nicht an den Events der Vorlage entlang. Die Strohhut-Bande strandet mal wieder auf einer mysteriösen Insel und gerät dadurch unfreiwillig in ein neues großes Abenteuer. In der Demo übernehme ich die Kontrolle von Ruffy, der zusammen mit einigen Crewmitgliedern auf dem Weg ist, Nami aus den Fängen einer riesigen Gorilla-artigen Kreatur zu befreien.
Was sofort auffällt, ist das eher entschleunigtes Spieltempo durch die Natur als Rollenspiel ohne Action-Fokus. Ich habe zwar die Möglichkeit mich mit Ruffy über Klippen zu schwingen, oder Krüge zu zerschlagen, das alles passiert allerdings an vorgefertigten Punkten in der Spielwelt. Gleiches gilt für die Kämpfe in der Demo, die an bestimmten Storypunkten automatisch getriggert werden. Im fertigen Spiel sollen Monster und Gegner allerdings frei herumlaufen und J-RPG typisch erst bei Kontakt den Kampfbildschirm auslösen. Während die Entwickler von offenen Arealen reden, die zur Erkundung einladen, bietet die Demo leider nur ein sehr geführtes und lineares Erlebnis. Die eine Abzweigung, die ich gesehen und nehmen wollte, wurde direkt von den Charakteren mit „dafür haben wir jetzt gerade keine Zeit“ abgetan. Andeutungen von größerer Freiheit gibt es also immerhin theoretisch und auch etliche herumwandernde Monster konnte ich in der nicht zugänglichen Umgebung ausmachen, selbst erleben konnte ich sie aber nicht.
Die Kämpfe laufen – wie schon erwähnt – sehr klassisch rundenbasiert ab. Man wählt seine Aktionen per Menü aus, Spezialattacken konsumieren dabei so etwas wie Mana und man kann seine Teammitglieder ähnlich wie bspw. in Final Fantasy X während der Kämpfe durchwechseln. Das soll auch notwendig sein, da jeder Charakter unterschiedliche Angriffe mit bestimmten Typen besitzt, die je nach Gegner schwach, neutral oder effektiv sind. Zusätzlich kann es zu Spezialevents kommen, in denen ein Charakter in eine Gefahrensituation gerät und aktionsunfähig gemacht wird. So wurde Lysop bspw. in einem Kampf von Pinguinmonstern umkreist und war deshalb bewegungsunfähig, solange er in Bedrängnis war. Eine weitere Besonderheit stellt die Positionierung auf dem Schlachtfeld dar: Das eigene Team und die Gegner stehen sich nämlich nicht unbedingt perfekt in Reihe gegenüber, sondern können komplett verstreut auf dem Feld stehen, wodurch man abwegen muss, wann es sinnvoll ist, sich mit einem Charakter anders zu positionieren und wann man am besten flächendeckende Angriffe einsetzt. Das alles war für mich in der Demo allerdings nicht relevant, da die Diskrepanz zwischen dem eigenen Level und dem der Gegner dermaßen hoch war, dass niemals Gefahr entstand. Die wenig bedrohlichen Kämpfe, habe ich dann hauptsächlich dazu genutzt, um mit den verschiedenen Spezialattacken der Strohut-Crew herumzuspielen und mich von den actionreichen Moves berieseln zu lassen.
Optisch gibt Odyssey übrigens eine gute Figur ab. Auch wenn es wieder nicht der von mir seit Jahren gewünschte Cel-shaded Stil ála Naruto Ultimate Ninja Storm ist, sondern sich mit deutlich plastischeren 3D-Modellen präsentiert, wirken die Figuren und Animationen dennoch stimmig. Und auch die Musik von Dark Souls und Tales Komponist Motoi Sakuraba fühlt sich unaufdringlich nach One Piece und „Piratenabenteuer“ an. Auch wenn leider wieder nicht die originalen Melodien aus dem Anime mit eingewoben sind.
Die Demo selbst war für meinen Geschmack zu einfach und zu sehr geführt und lässt noch viele Fragen offen – bspw. wie viel Erkundungsmöglichkeiten die Spielwelt bietet und wie sehr man die Möglichkeiten des Kampfsystems letztendlich wirklich ausschöpfen muss. Dennoch freue ich mich sehr auf One Piece: Odyssey. Nach etlichen, eher semi-guten Versuchen im Actionbereich oder einem weiteren Prügelspiel, könnte ein J-RPG genau den frischen Wind bringen, den die Reihe in Spielform benötigt. Das Ziel liegt laut den Entwicklern darin, die Essenz von One Piece – nämlich die Faszination eines großen Abenteuers – einzufangen. Und das ist meiner Meinung nach der richtige Ansatz. Ich glaube zwar nicht daran, dass es – wie weiterhin behauptet – noch dieses Jahr erscheint, aber hey, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überraschen!